„30 Prozent der Österreicher*innen sagen, ich darf hier nicht sein“
Die extrem rechte FPÖ hat zum ersten Mal in der Geschichte eine Nationalratswahl gewonnen. Wir haben gefragt, wie es euch mit dem Wahlergebnis geht.
Bei den Nationalratswahlen am kommenden Sonntag dürfen fast 20 Prozent der hier lebenden Bevölkerung nicht wählen – also jede fünfte Person. Das liegt vor allem daran, dass das Wahlrecht an die Staatsbürger*innenschaft gekoppelt ist. Und die bekommt man nur mit großen Hürden und viel Geld.
Was das mit der Demokratie macht und inwiefern der Nationalrat verstärkt die Interessen der Reichen vertritt, hat Johannes Greß analysiert (11.05.2024):
Ein Fokus unserer Berichterstattung liegt definitiv auf den beiden rechtsgerichteten Parteien FPÖ und ÖVP. Für tag eins ist es wichtig, aufzuzeigen, was rechte Politik mit der Gesellschaft macht und wer darunter leidet, wenn solche Parteien an die Macht kommen.
Ein Beispiel dafür ist die rückschrittliche Frauenpolitik der schwarz-blauen Landesregierungen in Salzburg und Oberösterreich. Es gibt in Österreich viel zu wenig Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Für die FPÖ liegt die Lösung dafür auf der Hand – Frauen bzw. Mütter sollen zurück an den Herd und finanziell dafür belohnt werden.
Unsere Kolumnistin Saskia Hödl hat ihrem Unmut darüber Platz gemacht und mögliche alternative Lösungen aufgezeigt (23.06.2023):
Wie gefährlich diese Politik in weiterer Folge sein kann, zeigt die hohe Zahl an Femiziden, die in Österreich in diesem Jahr bisher verzeichnet wurde. Dass Männer Frauen aufgrund ihres Geschlechts ermorden, passiert in Österreich überdurchschnittlich häufig. Das wäre mit politischen Maßnahmen vermeidbar.
Ein Reminder unserer Redaktionsleiterin Anna Mayrhauser (27.06.2024):
Auch für andere Personengruppen, etwa die jüdische Community, wäre ein Wahlsieg der FPÖ gefährlich.
Wie tief der Antisemitismus bei den Freiheitlichen verankert ist, hat Markus Sulzbacher aufgeschrieben (12.09.2024):
Besonders gerne bespielt die FPÖ auch das Thema Integration an Schulen. Dabei spielt auch die Sprache eine große Rolle. Unter der türkis-blauen Regierung wurden etwa separate Deutschförderklassen eingeführt. Die FPÖ träumt davon, Deutsch auch als verpflichtende Sprache in den Pausenhöfen festzuschreiben.
Für unsere Kolumnistin Vina Yun eine ganz schlechte Idee (21.04.2023):
Neben den Deutschförderklassen hat die türkis-blaue Koalition zwischen 2017 und 2019 noch eine ganze Menge weiterer Gesetze und Reformen beschlossen. Eine Vielzahl davon wurde inzwischen von Gerichten wieder aufgehoben oder von Nachfolgeregierungen zurückgenommen.
Was uns alles von der VP-FP-Regierung geblieben ist, hat Emil Biller in einer vierteiligen Serie zusammengefasst. Hier findest du den ersten Teil (07.03.2024):
Eines dieser Projekte, die sogar vom Verfassungsgerichtshof wieder aufgehoben wurden, war der sogenannte Bundestrojaner, eine Überwachsungssoftware. Das Thema Sicherheit steht auch ganz oben auf der Agenda der ÖVP. Einige der Maßnahmen von denen die Volkspartei diesbezüglich träumt, stehen aber in direktem Widerspruch zu wichtigen Datenschutz- und Grundrechten.
Unser Technologie- und Grundrechtsexperte Markus Sulzbacher hat deshalb die Sicherheitspolitik der Volkspartei genau unter die Lupe genommen (29.02.2024):
Ein wichtiger Kernbestandteil der journalistischen Arbeit von tag eins sind auch Hintergrund-Analysen und Recherchen. Wie das etwa in Bezug auf FPÖ und ÖVP ausschauen kann, zeigen folgende Texte.
Am Sonntag könnte erstmals in der Geschichte der zweiten Republik eine extrem rechte Partei siegen. Die FPÖ hat sich bis heute nicht von der SS distanziert. Dabei liegen die Wurzeln der Freiheitlichen Partei im Sammelbecken vieler ehemaliger Nationalsozialisten.
Markus Sulzbacher hat sich dem SS-Erbe der FPÖ gewidmet und den Stammbaum der Blauen bis in die NS-Zeit nachgezeichnet (13.06.2024):
Eher aus einer gesellschaftlichen Perspektive betrachtet, hängt der Erfolg der FPÖ wohl auch stark mit den Ansichten in der Bevölkerung zusammen.
Inwiefern auch die Medien ihren Beitrag dazu leisten und was man dagegen tun könnte, anstatt überrascht darüber zu sein, argumentierte Saskia Hödl (29.09.2023):
Welches Thema medial hingegen schnell wieder weg vom Fenster war, ist der Spionagefall Egisto Ott. Dabei spielt auch dabei die FPÖ eine nicht zu kleine Rolle.
Welche Verbindungen es genau gibt und wer da im Hintergrund möglicherweise seine Finger im Spiel hatte, hat Markus Sulzbacher aufgeschrieben (11.04.2024):
Aber auch die ÖVP hat Leute mit großem Netzwerk in ihren Reihen. Einer davon, Noch-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, verlässt mit der kommenden Wahl das politische Parkett endgültig. Neben seiner politischen Arbeit ist Sobotka auch musikalisch unterwegs und dirigiert ein von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ausgerichtetes Neujahrskonzert in St. Pölten.
Wie da die Grenzen zwischen politischer Landschaftspflege und Vorteilsannahme verlaufen, hat sich Dominik Ritter-Wurnig gefragt (21.12.2023):
Neu in der politischen Landschaft in Österreich ist hingegen die Impfgegner-Partei „Liste Madeleine Petrovic“ . Bei der genauen Analyse zeigt sich eine Mischung aus Corona-Leugnung, Russland-Freundlichkeit und Transfeindlichkeit, mit der die ehemalige Chefin der Grünen in den Nationalrat kommen will.
Markus Sulzbacher hat die „Liste Madeleine Petrovic“ einem Background-Check unterzogen (08.08.2024):
Der konstruktive Ansatz spielt bei tag eins eine wichtige Rolle. Um angesichts der bevorstehenden Wahl und dem möglichen gesellschaftlichen Rechtsruck nicht komplett die Hoffnung zu verlieren, haben wir eine Initiative begleitet, die mit ungewöhnlichen Methoden versucht, gegen rechts zu mobilisieren.
Emil Biller hat Aktivist*innen begleitet, wie sie an Haustüren von FPÖ-Wähler*innen klopfen (19.09.2024):
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