Zugfahren bis zu 26-Mal teurer als Fliegen und Schmiergeld in der Chipspackung
Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!
Wenn ich nachts nicht schlafen kann, klicke ich mich zum Zeitvertreib durch die Auktionen auf aurena.at (Öffnet in neuem Fenster). Auf dieser Webseite wird im großen Stil das Inventar von insolventen Unternehmen verkauft. Mediale Aufmerksamkeit bekam etwa die Verwertung der Büroausstattung der Gazprom Austria (Öffnet in neuem Fenster) oder René Benkos Uhrensammlung (Öffnet in neuem Fenster). Die Versteigerungen auf Aurena sind aber auch ein Indiz, wie es um Österreichs Wirtschaft gerade steht: eher schlecht. Es fällt auf, dass es viele Betriebsauflösung im Handel, der Gastronomie und dem Immobiliengeschäft gibt. Verkauft wird alles vom dreckigen Schneidbrett (Öffnet in neuem Fenster) (1 Euro Rufpreis) über das Trachtenkleid (Öffnet in neuem Fenster) bis zum Karton voller Kabel (Öffnet in neuem Fenster).
Auch wenn es skurril anmutet, ist Spott nicht angebracht: Hinter jeder Betriebsauflösung stehen menschliche Schicksale.


Regierung kündigt Klagen gegen Billa, Spar, Hofer und Lidl an
Gestern haben wir hier über die gestiegene Inflation und hohe Lebensmittelpreise gerichtet, heute kündigt (Öffnet in neuem Fenster) die Konsumentenschutzministerin Korinna Schumann (SPÖ) Klagen gegen die vier marktbeherrschenden Supermarktketten an. Im Kern geht es um die Bewerbung von Rabattaktionen und dem angegebenen Statt-Preis: Laut Preisauszeichnungsgesetz muss der niedrigste Preis der letzten 30 Tage angegeben werden. Die Regierung wirft den Unternehmen hier Unehrlichkeit vor.
Im Auftrag des Ministeriums soll nun der Verein für Konsumenteninformation (VKI) auf die gerichtliche Unterlassung der Bewerbung von Preisnachlässen klagen, wenn diese nicht auf dem tatsächlichen 30-Tage-Tiefstpreis beruhen. Ministerin Schumann betont gegenüber der Krone (Öffnet in neuem Fenster) die große Relevanz von solchen Rabattaktionen, da sie 40 Prozent aller Lebensmitteleinkäufe ausmachen. Das sei ein europäischer Spitzenwert.

Auswertung der Smartwatch-Daten von Christian Pilnacek
Experten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSTA) haben neue Erkenntnisse durch die Auswertung der Daten der Smartwatch von Christian Pilnacek gewonnen. So legen die Log-Dateien nahe, dass Pilnacek um 4:03 Uhr verstorben ist, berichtet Zackzack (Öffnet in neuem Fenster). Auf Grund des hohen Batterieverbrauchs wird auch vermutet, dass die Smartwatch einen Verbindungsaufbau zu anderen Bluetooth-Geräten versuchte. Der Standard (Öffnet in neuem Fenster) sieht darin ein Indiz, dass der hohe Beamte die letzten Stunden vor seinem Ableben nicht nur allein am Donauufer verbracht hat.
Neben den neuen Ermittlungsergebnissen könnte die Auswertung der WKSTA auch auf mögliche Ungereimtheiten bei den polizeilichen Ermittlungen hindeuten. So hielt Chefermittler Hannes Fellner im Abschlussbericht im Jänner 2024 noch fest: ”Die Auswertung der auf der Smartwatch vorhandenen Daten ergab keine für das gegenständliche Ermittlungsverfahren relevanten Daten.” Diese Aussage könnte nun durch die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft widerlegt worden sein.

Zugfahren bis zu 26-Mal teurer als Fliegen
Eine neue Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt laut Standard (Öffnet in neuem Fenster), dass auf grenzüberschreitenden Reiserouten in Europa Züge nur in 39 Prozent der Fälle günstiger als Flugreisen sind. Besonders extrem war der Preisunterschied auf der Strecke Barcelona-London: Flugtickets kosten 14,99 Euro, die Bahnfahrt 389 Euro. Bei Inlandsverbindungen schnitt die Bahn besser ab, in 70 Prozent der untersuchten Fälle war die Schiene günstiger.
Auch von Innsbruck nach Wien ist man mit dem Zug in allen Fällen günstiger unterwegs. Anders sieht es aus, wenn man von Wien nach Paris, Kopenhagen, Venedig, Bukarest oder Brüssel muss – dann kann man mit dem Flugzeug Geld sparen. Greenpeace nennt zwei Hauptgründe für die Preisverzerrung: Fluggesellschaften zahlen keine Kerosinsteuer und keine Mehrwertsteuer auf internationale Tickets. Außerdem gibt es im Bahnverkehr nach wie vor ein kompliziertes Buchungssystem; für 44 von 109 untersuchten Bahnreisen war es unmöglich, ein durchgehendes Ticket zu erwerben.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Podcast Geschichten aus der Geschichte
Österreichs erfolgreichsten Podcast kann man schlecht als Geheimtipp bezeichnen, aber nach wie vor wissen viele nicht, welche tolle Arbeit Richard Hemmer und Daniel Meßner seit 517 (!) Folgen machen.
In der aktuellen Folge geht es ins Japan des 19. Jahrhunderts, wo die rätselhafte Beriberi-Krankheit zehntausende Menschen dahin rafft. Die jahrzehntelange Suche nach der Ursache wird schließlich die Ernährungswissenschaft für immer verändern.
https://www.geschichte.fm/archiv/gag517/ (Öffnet in neuem Fenster)
Wie Unterricht über die NS-Zeit Schüler:innen besser abholen kann
Fast alles, was ich über die NS-Zeit weiß, musste ich mir selbst beibringen. Ich habe KR-Leser:innen und meine beste Geschichtslehrerin gefragt, was es braucht, um Geschichte greifbar zu machen.
https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/5976-wie-unterricht-uber-die-ns-zeit-schuler-innen-besser-abholen-kann (Öffnet in neuem Fenster)
Schmiergeld in der Chipspackung
Es ist wichtig, dass man Geld für Lokaljournalismus gibt, aber bitte nicht so: Im New Yorker Stadtteil Harlem hat eine Vertraute des regierenden Bürgermeisters Eric Adams der Reporterin Katie Honan von THE CITY eine geöffnete Sour Cream & Onion Chipstüte zugesteckt. Statt eines ungesunden Snacks, fand sie darin ein Kuvert voller Geld.
Honan bzw. die Nachrichtenseite THE CITY erstatteten Anzeige, die Chipstüte samt Inhalt wurde inzwischen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Die versuchte Bestechung einer Journalistin reiht sich ein in eine nicht enden wollende Skandalserie des Bürgermeisters Adams. Der ehemalige Polizist Adams wurde 2021 als Demokrat zum Bürgermeister gewählt; inzwischen wurde er von der Partei geschasst.
https://www.thecity.nyc/2025/08/20/winnie-greco-eric-adams-aide-attempted-cash-katie-honan-reporter/ (Öffnet in neuem Fenster)Als Journalist habe ich bisher immer nur Kaffee oder Wasser angeboten bekommen und das bleibt hoffentlich auch so,
Dominik

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