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Bedenkliche Entwicklungen in den USA

Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!

Eines der bestimmenden Nachrichtenthemen ist heute die Absetzung von Jimmy Kimmels berühmter Late Night Show durch den Sender ABC, nachdem die Aufsichtsbehörde FCC Druck ausgeübt hatte. Der Standard listet auf, was Jimmy Kimmel wirklich gesagt hat. (Öffnet in neuem Fenster) Es ist völlig klar: nichts Verwerfliches. Vermutlich werden wir lernen müssen, weniger darüber zu reden, was wer wann und wie gesagt hat und mehr darüber, wie diese Diskussionen von strukturellen Umbauten der Medienlandschaft in den USA ablenken. Mehr dazu im Newsteil.

Außerdem geht es heute zweimal um Gewalt gegen Frauen und den Durchbruch am Brennerbasistunnel.

Femizid in Wien

Mittlerweile geht die Polizei von einem Femizid aus: Eine 44-Jährige wurde diese Woche von ihrem gleichaltrigen Ehemann in der Leopoldstadt getötet, das Paar lebte in Trennung. Der Täter schoss auch auf seine 24-jährige Tochter und deren Lebensgefährten. Die 24-jährige befindet sich in einem kritischen Zustand, ihr Partner ist mittlerweile auf die Normalstation verlegt worden. Der Täter starb nach der Flucht vor der Polizei in seinem Auto. Ob er sich selbst getötet hat oder von der Polizei beim vorherigen Schusswechsel getroffen wurde, ist noch nicht geklärt, heißt (Öffnet in neuem Fenster) es im Standard.

Nach Dokumentationen des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), der auf seiner Website Daten zu Femiziden sammelt, ist es der 11. Femizid in Österreich in diesem Jahr. Für das Jahr 2024 dokumentierte der Verein insgesamt 37 Fälle. Die AÖF definiert Femizid als „die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts bzw. aufgrund von ,Verstößen‘ gegen die traditionellen sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen, die Frauen zugeschrieben werden.“ Meistens besteht ein Naheverhältnis zum Täter.

Der Fall eröffnet erneut die Debatte um Femizide in Österreich und warum sie so häufig sind: Österreich gehört traditionell zu den EU-Ländern mit den höchsten Zahlen an Femiziden. Den Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen will die Regierung dieses Jahr noch vorlegen und beschließen, erklärt (Öffnet in neuem Fenster) Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) im Kurier. Maria Rösslhumer, Initiatorin des Vereins StoP (Stadtteile ohne Partnergewalt) und ehemalige Geschäftsführerin der AÖF sprach (Öffnet in neuem Fenster) gestern in der ZIB-2 über Lücken und Defizite im Schutz von Frauen vor Gewalt trotz bestehender Maßnahmen und fordert die Solidarität von Männern in der Gewaltprävention im Alltag ein. Im Standard schreibt (Öffnet in neuem Fenster) Beate Hausbichler über eine App, mit der Frauen Gewalt durch den Partner dokumentieren können.

Jimmy Kimmels Late-Night-Show auf unbestimmte Zeit eingestellt


Der US-amerikanische Sender ABC hat die Late-Night-Show des Comedy-Stars und Satirikers Jimmy Kimmel auf unbestimmte Zeit abgesetzt. Am Montag sprach Kimmel in seiner Show über das tödliche Attentat auf den rechtsextremen Aktivist Charlie Kirk und wie die MAGA-Bewegung daraus politisches Kapital schlage. Außerdem scherzte er darüber, dass Trump Kirk betrauere „wie ein 4-Jähriger einen Goldfisch“ und nahm damit auf ein in den sozialen Medien viel geteiltes Video Bezug.
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Daraufhin drohte Brendon Carr, der Chef der US-Medienaufsichtsbehörde FCC, ABC-Partnersendern, die Kimmels Sendung ausstrahlen, die Lizenz zu entziehen. Der renommierte Sender ABC kündigte in der Nacht auf Donnerstag an, die Sendung sofort aus dem Programm zu nehmen. Außerdem hatte zuvor Nexstar, einer der größten Eigentümer der ABC-Partnersender, erklärt, Jimmy Kimmel Live nicht mehr auszustrahlen, deren Präsident distanzierte sich von Kimmels Aussagen. Donald Trump zeigte sich erfreut.

Jake Trapper, der Chefnachrichtensprecher von CNN, analysiert, der Grund für die Absetzung sei, dass Nexstar für den geplanten Kauf des Senders Tegna das OK der Medienaufsichtsbehörde FCC brauche, berichtet (Öffnet in neuem Fenster) der Standard.
Politiker*innen der Demokraten kritisieren das Vorgehen, auch Personen aus der Film- und Fernsehbranche zeigten sich mit Kimmel solidarisch. Im Juli hat der Sender CBS die Einstellung der Late-Night-Sendung Late Show des Satirikers Stephen Colbert verkündet, der für Kritik an Trump bekannt ist.

Unterdessen mischt (Öffnet in neuem Fenster) der kurzfristig reichste Mensch der Welt, Gründer des Softwarekonzerns Oracle und Trump-Freund Larry Ellison ordentlich auf dem US-amerikanischen Medienmarkt mit. Unter anderem hat Ellison mit der Übernahme von Warner Bros. Discovery durch Paramount Skydance zu tun. Chef von Skydance ist sein Sohn, David Ellison. Durch diesen Zusammenschluss würde ein Riese auf dem US-Medienmarkt entstehen: Zu Warner gehören etwa CNN und HBO Max,  zu Skydance MTV, Nickelodeon und Paramount Plus. Für die US-amerikanische Medienlandschaft ist das bedenklich. Über die Motive des Attentäters von Charlie Kirk ist weiterhin wenig bekannt, der Standard berichtet über einen Chatverlauf (Öffnet in neuem Fenster) mit seiner Lebenspartnerin/Mitbewohnerin. Trump kündigte (Öffnet in neuem Fenster) die Einstufung der „Antifa“ als terroristische Bewegung an.

Wann sind wir denn endlich da?

Ein historischer Tag wird heute am Brenner gefeiert - oder eigentlich weit unterhalb der Passhöhe: Durch den Durchstich im Brenner-Basistunnel werden Österreich und Italien erstmals unterirdisch miteinander per Bahn verbunden, berichtet (Öffnet in neuem Fenster) der ORF. Fertig sein soll das Projekt erst 2032, 10,5 Milliarden Euro soll es kosten. Politiker*innen aus Italien und Österreich werden erwartet, u.a. Bundeskanzler Christian Stocker und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Der Tunnel soll den stark zunehmenden Transitverkehr entlasten (Öffnet in neuem Fenster), seine Eröffnung wurde aber immer weiter nach hinten verschoben und der Tunnel schon als „das ewige Projekt“ oder das „Luftschloss“ betitelt, hieß (Öffnet in neuem Fenster) es heute Morgen im Ö1-Morgenjournal. Die ersten Pläne dafür sind bereits Jahrzehnte alt.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

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Die neue Bildungskarenz und für wen sie gut ist

Mütter „nutzen“ die Bildungskarenz „aus“, um die Elternzeit zu verlängern, Akademiker*innen lassen sich ihre persönlichen Sabbaticals bezahlen und machen einen Eso-Kurs: Der Ton, in dem in diesem Jahr über die Bildungskarenz und ihre Reform diskutiert wurde, war oft ganz schön polemisch. Seit dieser Woche liegt nun der Gesetzentwurf der Reform für die neue Weiterbildungszeit vor. Barbara Blaha hat sich die neuen Bedingungen für die Weiterbildungskarenz in einem Kommentar für moment.at (Öffnet in neuem Fenster) genau angeschaut und analysiert, wer von den neuen Regeln profitiert und wer nicht. Gut: Für Menschen mit niedrigen Einkommen wird durch höhere Tagessätze realistischer, dass sie sich eine Weiterbildung leisten können. Doch vor allem für Menschen, die keine klassische Erwerbsbiografie haben, steigen die strukturellen Hürden – und das betrifft viele Frauen und Mütter. 

https://www.moment.at/story/bildungskarenz-neu-weiterbildungszeit/ (Öffnet in neuem Fenster)

Interview: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Männern, die vergewaltigen und Männern, die keine Wäsche machen.“

Statistisch gesehen ist ein Mann das größte Risiko für seine Frau, Gewalt zu erfahren. Kann man da eigentlich noch mit Männern zusammenleben? Und wenn ja, wie? Diese Fragen stellt sich die Philosophin Manon Garcia, nachdem sie den Prozess um Dominique Pélicot in Avignon verfolgte. Meine Kollegin Nina Roßmann traf sie zum Gespräch.

https://krautreporter.de/geschlecht-und-gerechtigkeit/6074-es-gibt-einen-zusammenhang-zwischen-mannern-die-vergewaltigen-und-mannern-die-keine-wasche-waschen (Öffnet in neuem Fenster)

10 Jahre Dieselgate

Heute vor zehn Jahren deckten US-Umweltbehörden auf, dass der Wolfsburger Autohersteller VW jahrelang bei Abgastests von Autos geschummelt hatte. Weltweit waren rund 11 Millionen Fahrzeuge betroffen, die weit mehr Dreck produzierten, als erlaubt. Der Skandal erschütterte die deutsche Automobilindustrie und beschäftigt sie bis heute. Zahlreiche Kund*innen klagten auf Schadenersatz, Volkswagen-CEO Martin Winterkorn trat zurück, auch andere Autohersteller waren betroffen. Im November beginnt am Landgericht Braunschweig ein Prozess gegen fünf ehemalige VW-Mitarbeiter, erst im Mai endete ein Prozess gegen vier Ex-Manager von VW. Wer die Verantwortung für die Entwicklung der Software, die die Abgaswerte pimpte trug, ist aber immer noch nicht abschließend geklärt. Fest steht: Die juristische Aufarbeitung wird noch sehr lange dauern. Die tagesschau hat einen Rückblick.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/zehn-jahre-dieselgate-100.html (Öffnet in neuem Fenster)

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