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Streiken gegen das Patriarchat

Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!

Einfach hinlegen und nichts tun – klingt ziemlich verlockend. Dazu rufen (Öffnet in neuem Fenster) die Organisator*innen eines Frauenstreiks in Österreich diese Woche auf. Am Freitag, dem 24. Oktober – dem 50. Jahrestag des legendären isländischen Frauenstreiks – laden sie Frauen dazu ein, sich ab 17.00 Uhr vor dem Parlament in Wien auf rote Decken und Polster zu legen und nichts zu tun. Wer nicht in Wien ist, soll das einfach machen, wo es gerade passt und Fotos davon posten. Alle Geschlechter sind willkommen. „Wir legen uns einfach hin – und machen nichts. Das soll einerseits unsere Erschöpfung im Patriarchat zeigen. Aber im Nichts-Tun steckt auch eine gefährliche Drohung“, sagt Hedwig Wagner, eine der Organisator*innen im Moment Magazin (Öffnet in neuem Fenster).

90 Prozent der isländischen Frauen streikten 1975 am „Frauenruhetag“ und protestierten damit gegen ungleiche Bezahlung und fehlende Kinderbetreuung. Dort hat sich seitdem einiges geändert. Auch in Österreich gäb’s genug zu tun. Das zeigt nicht nur unsere erste Meldung bei den Nachrichten heute.

Außerdem geht es heute um die wackelige Waffenruhe in Gaza und Israel und den Polizeieinsatz am Peršmanhof.

Gendern im Parlament: Doppelpunkt verboten

Der Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) hat – wie angekündigt – die Richtlinien für gendergerechte Sprache für Texte aus der Parlamentsdirektion geändert. (Öffnet in neuem Fenster) In Zukunft ist nur noch die Paarform (also etwa Radfahrerinnen und Radfahrer) oder eine neutrale Form (Radfahrende) erlaubt. Doppelpunkte oder Schrägstriche dürfen nicht mehr benutzt werden, genauso wie das Binnen-I, das schon zuvor nicht üblich war.

Die Vorgaben gelten für alle künftigen Dokumente, Texte und Beiträge im Internet. Die Parteien und Abgeordneten sind daran nicht gebunden. In Reden im Nationalrat oder in Texten der Clubs kann so gegendert werden, wie die Verfasser*innen das möchten.

Rosenkranz bezieht sich auf Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung und verweist in der Kronen Zeitung (Öffnet in neuem Fenster) darauf, dass der deutsche Bundestag und der Schweizer Nationalrat und auch „nahezu alle Printmedien“ keine „Gendersprache“ benutzen würden. (Warum geschlechtergerechte Sprache nicht „Gendersprache“ heißt und warum der Begriff linguistisch ein ziemlicher Topfen ist, kann man hier (Öffnet in neuem Fenster) nachlesen.) Die Kleine Zeitung spricht (Öffnet in neuem Fenster) in einem Kommentar von „falschen Prioritäten“.

Die neue verbindliche Richtlinie gilt nicht rückwirkend. SPÖ, Grüne und NEOs kritisieren (Öffnet in neuem Fenster) die neuen Vorgaben. „Eine einzige Peinlichkeit und einfach nur von gestern“ schreibt SPÖ-Frauensprecherin Sabine Schatz in einer Aussendung. Die Menschen in Österreich hätten andere Sorgen als das „künstliche Gender-Thema der FPÖ“. „Die Verbotspartei FPÖ schlägt wieder zu und demonstriert dabei ihre rückwärtsgewandte Kleingeistigkeit“, sagt Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen. Von einem Angriff auf „Freiheit und Sichtbarkeit“ spricht Henrike Brandstötter von den NEOS. 

In Niederösterreich und der Steiermark gibt es schon länger ähnliche Regeln. 

Bangen um Waffenruhe in Gaza und Israel

Etwas über eine Woche lang sah es so aus, als würde die Waffenruhe in Gaza halten, nun wackelt die Feuerpause. In Rafah an der Grenze zu Ägypten hat es Angriffe auf das israelische Militär gegeben, zwei Soldaten starben. Schuld ist laut Israel die Hamas, die weist aber jede Verantwortung von sich. Die taz (Öffnet in neuem Fenster) fasst zusammen und fragt: „Geht es schon wieder los?“

Bei einem Vergeltungsanschlag Israels auf rund 20 Ziele sollen laut palästinensischen Angaben 29 Menschen gestorben sein, darunter auch ein freier Mitarbeiter für das ZDF, mehr in einer knappen Notiz bei ZDFheute (Öffnet in neuem Fenster). Nach Angaben mehrerer Krankenhäuser lag die Opferzahl bei 14 Menschen. Gestern Abend teilte Israels Militär mit, die Waffenruhe wieder einzuhalten, heißt es in einem Überblick bei der Tagesschau (Öffnet in neuem Fenster). Nach einem Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen am Sonntag lässt die israelische Regierung heute wieder humanitäre Hilfe ein. 

Die Zeit (Öffnet in neuem Fenster) schreibt in einer Analyse, dass sich nun die Versäumnisse des von den USA vorangetriebenen Friedensplans zeigen, weil zu viele Szenarien darin nicht bedacht worden seien. Schlüsselfragen des Plans sind weiterhin nicht ausgehandelt, darunter die Entwaffnung der Hamas, die künftige Verwaltung des Gazastreifens und die Schritte zur Gründung eines palästinensischen Staates, berichtet (Öffnet in neuem Fenster) auch der ORF. (Christian Fahrenbach, aktualisiert von Anna Mayrhauser)

Keine Anzeigen zum Peršmanhof eingetroffen

Keine einzige Anzeige ist bis jetzt bei Rudi Vouk, dem Anwalt der jungen Erwachsenen, die im Sommer am antifaschistischen Bildungscamp auf dem Peršmanhof teilgenommen haben, eingetroffen. Der Anwalt geht davon aus, dass auch in Zukunft nichts mehr kommen wird. So zitiert ihn der ORF.

(Öffnet in neuem Fenster)
Die Anzeigen betreffen die mutmaßlichen Vergehen gegen das Naturschutzgesetz und Anstandsverletzungen, die vom Einsatzleiter zu Beginn des Polizeigroßeinsatzes im Juli an der NS-Gedenkstätte in Kärnten angeführt worden waren. Der Einsatz sorgte für viel Kritik.

Nach dem Einsatz gab es zwei Anzeigen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt, bestätigt Rudi Vouk.

Die Landespolizeidirektion Kärnten und die zuständige Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt kommunizieren derzeit nicht zur Causa. Ende dieser Woche will die Kommission des Innenministeriums ihren Endbericht dazu veröffentlichen. Der Einsatzleiter wurde einer anderen Dienststelle zugewiesen.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Tage im Kino

Das erste Viennale-Wochenende ist geschafft, doch das größte internationale Filmfestival Österreichs läuft noch über eine Woche. Einen Überblick zum Programm als Orientierungshilfe hat das Ray-Filmmagazin.

https://ray-magazin.at/historisches-persoenliches-politisches/ (Öffnet in neuem Fenster)

Erst nach Jahrzehnten habe ich den Mut gefunden, das Abi nachzuholen

Drei Menschen erzählen, warum sie das Abi abgebrochen haben. Und warum sie heute wissen, dass es nicht an ihnen lag.

https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/6106-erst-nach-jahren-habe-ich-den-mut-gefunden-das-abi-nachzuholen (Öffnet in neuem Fenster)

Das Crazy

Wer cool in die Arbeitswoche gleiten will, kann auf die krassen Nacherzählungen des Party-Wochenendes der Kolleg*innen antworten: „Das crazy.“ Diese etwas trockenere Kurzform vom überraschten Ausruf „Das ist ja verrückt!“ ist am Wochenende zum deutschen Jugendwort des Jahres 2025 erklärt worden. In der Begründung der Jury heißt es: „Haust du raus, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, gerade keine Lust hast zu antworten oder einfach höflich bleiben willst, um das Gespräch am Laufen zu halten.“ Bei der Online-Abstimmung setzte sich der Begriff knapp vor „Goonen“ für anhaltendes Masturbieren und „Checkst du“ für „Verstehst du?“ durch, schreibt die Deutsche Welle (Öffnet in neuem Fenster). Das österreichische Jugendwort des Jahres wird erst im Dezember verkündet. (Wir werden berichten!) Bis zum 3. November können noch Vorschläge eingereicht werden. (Öffnet in neuem Fenster) Im Jahr 2024 war es „heast“. Hm. 

Einen schönen Wochenstart wünscht:

Anna

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