Die Erde am Limit
Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!
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Hallo!
Vor einem Jahr wäre die Meldung wohl noch unvorstellbar gewesen: 25 Spitzenforscher*innen aus Harvard, Princeton und dem MIT wechseln nach Österreich. Möglich macht das das neue Stipendienprogramm APART-USA der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Grund für den Exodus: die Eingriffe der Trump-Regierung in Forschung und Lehre.
Die Stipendien laufen vier Jahre, sind mit je 500.000 Euro dotiert und verteilen sich auf Universitäten von Wien bis Innsbruck. Für den ehemaligen Bildungsminister und jetzigen ÖAW-Präsident Heinz Faßmann ist das „ein großer Gewinn für den Forschungsstandort“.
Ein Gewinn für den ORF ist auch, dass das Anhörungsrecht der Landeshauptleute bei der Bestellung von Landesdirektor*innen des ORF demnächst Geschichte ist. Der Nationalrat hat gestern Abend die Abschaffung der entsprechenden, seit Jahrzehnten umstrittenen, Regelung beschlossen. Es ist ein kleiner Schritt in Richtung Zurückdrängung der Politik aus dem ORF.

Sonst geht es heute um die „Antifa“, die Erde und Nahost.

There is no „Antifa“
Die US-Regierung hat die „Antifa-Bewegung“ zur Terrororganisation erklärt. Präsident Donald Trump unterzeichnete ein entsprechendes Dekret. Jurist*innen zweifeln an der Rechtsgrundlage – dennoch kann die Einstufung Folgen für Reisende haben, so das ZDF.
(Öffnet in neuem Fenster)An US-Grenzen dürfen Beamte Handys und Laptops durchsuchen. Wer politische Inhalte teilt, läuft Gefahr, zurückgeschickt zu werden. „Ob Behörden zwischen Antifa und anderen Gruppen unterscheiden können, ist fraglich“, sagt der Anwalt Manny Schoenhuber aus Houston. Bis Gerichte entscheiden oder die Zollbehörde klare Regeln erlässt, bleibt die Lage unberechenbar. Die Terror-Einstufung kann als Kriminalisierung von Antifaschismus und der Opposition gesehen werden,
Auch, da die „Antifa“ keine Organisation ist, sondern eine Haltung gegen Faschismus. In Österreich prägen etwa das Dokumentationsarchiv des Widerstands oder das Mauthausen Komitee die antifaschistische Arbeit. Daneben existieren lose Gruppen. Eine einheitliche Institution „Antifa“ gibt es nicht. Sehr real ist hingegen der rechtsextreme Kampf gegen dieses Feindbild. In Europa wollen Rechtspopulisten nun dem US-Vorbild folgen: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán forderte ein ähnliches Vorgehen, in den Niederlanden stimmte das Parlament einem Antrag von Geert Wilders zu. Auch die AfD verlangte schon 2020 ein Verbot.
In Österreich trifft die Debatte auf besonderen Boden. Antifaschismus ist seit 1945 Teil des Staatskonsenses. Doch die von ehemaligen NSDAP-Größen und SS-Männern gegründete FPÖ bekämpft diesen Grundsatz seit Jahrzehnten – sei es durch Attacken auf das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands oder das Mauthausen Komitee. Immer wieder wird gefordert, Förderungen zu streichen oder antifaschistische Gruppen als „linksextrem“ zu diffamieren, wie Nina Horaczek im Blauland-Newsletter (Öffnet in neuem Fenster) schreibt.

Trump plant Nahost-Initiative – Details unklar
Kurz vor einem erneuten Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanjahu setzt US-Präsident Donald Trump auf Bewegung im Gaza-Krieg. Sein Sondergesandter Steve Witkoff kündigte in New York einen „Trump-Friedensplan“ mit 21 Punkten an – ohne konkrete Details zu nennen, wie der ORF (Öffnet in neuem Fenster) meldet.
Man sei „hoffnungsvoll und zuversichtlich“, bald einen Durchbruch verkünden zu können, so Witkoff. Trump habe seine Vorstellungen bereits mit arabischen Staaten und Ländern wie der Türkei besprochen.
Netanjahu wird Anfang kommender Woche erneut im Weißen Haus erwartet – es ist das vierte Treffen seit Trumps Rückkehr ins Amt. Frühere Friedensinitiativen des US-Präsidenten hatten keine Wirkung gezeigt.
Unterdessen wächst der internationale Druck auf Israel: Mehrere westliche Staaten – darunter Großbritannien, Frankreich und Kanada – haben am Sonntag offiziell Palästina anerkannt. Washington und Jerusalem reagierten mit scharfer Kritik.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas soll heute per Video bei der UN-Generaldebatte sprechen. Die USA hatten ihm die Einreise verweigert.

Die Erde am Limit
Die Erde rutscht weiter ins Ungleichgewicht: Laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sind inzwischen sieben von neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten. Neu im roten Bereich: die Ozeanversauerung – mehr Kohlendioxid im Wasser bedroht Korallenriffe und arktische Lebensräume, schreibt die SZ (Öffnet in neuem Fenster). Stabil bleiben nur noch zwei Faktoren: die Ozonschicht und die Belastung durch Aerosole.
Auch beim Extremwetterkongress in Hamburg schlagen Klimaforscher*innen Alarm: Die Erderwärmung schreitet schneller voran als erwartet. Bereits 2050 könnte die globale Durchschnittstemperatur drei Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen – mit dramatischen Folgen, vor allem für Städte.
„Wir fliegen aus der Klimakurve“, sagte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Noch immer sei der CO₂-Ausstoß zu hoch. Politik und Gesellschaft müssten umgehend handeln – nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch bei der Anpassung an immer häufigere Wetterextreme.
Der Kongress gilt als wichtigste Extremwettertagung im deutschsprachigen Raum. Polarforscher Arved Fuchs berichtete dort von seinen Expeditionen. Seit seiner ersten Nordpolreise 1989 sei das Eis massiv zurückgegangen.
Die wirtschaftlichen Folgen der Klimakrise sind längst messbar: Laut einer Studie der Uni Mannheim verursachten die Hitzewellen des Sommers 2025 europaweit Schäden in Höhe von rund 126 Milliarden Euro.

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Russische Drohnen mit britischen Rechnern
Heute gibt es mal keine österreichische Recherche dafür eine aus der Tech-Welt. Das IT-Magazin Heise hat sich damit beschäftigt, welche westlichen Bauteile sich in russischen Drohnen finden. Darunter ist auch der britischer Minirechner Raspberry Pi.
https://www.heise.de/news/Russische-Jet-Kamikazedrohne-mit-Raspberry-Pi-4-10669722.html (Öffnet in neuem Fenster)
Was ich erlebt habe, war geistlicher Missbrauch
15 Jahre lang gehörte ich evangelikalen Gemeinschaften an. Ich wollte Gott finden und verlor mich selbst.
https://krautreporter.de/psyche-und-gesundheit/6077-was-ich-erlebt-habe-war-geistlicher-missbrauch (Öffnet in neuem Fenster)