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Tausende Euro Spenden für Amoklauf-Opfer, die nie dort ankamen

Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!

Diese ersten Zeilen des Newsletters – wir nennen es Editorial – gehen manchmal leicht von der Hand, aber an manchen Tagen (heute) fehlt die Inspiration. Doch anstatt dir weiter Zeit mit Belanglosigkeiten zu stehlen, frage ich nur schnell: Hast du schon gesehen? Seit Kurzem posten wir jeden Tag das Wichtigste dieses Newsletters als Instagram-Story. Gefällt’s dir?

Mehr habe ich heute nicht zu erzählen, deshalb kommen wir zum Kern dieses Newsletters, den Nachrichten des Tages.

Es geht um die mäandernde Rede von US-Präsident Donald Trump vor der UN-Generalversammlung, wir schauen auf die kommende Nationalratssitzung und haben eine Update zu den Missbrauchsvorwürfen in verschiedenen SOS Kinderdörfern.

Trump kritisiert UN und deutet Stimmungswechsel zur Ukraine an

In New York läuft die wichtigste Woche im Sitzungsjahr der Vereinten Nationen. Bei der Vollversammlung sprechen über 140 Staats- und Regierungschef*innen, den Auftakt macht traditionell Brasilien, gefolgt vom Gastgeberland USA. (Der Grund für Brasiliens Rolle ist übrigens recht charmant: In den frühen UN-Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hat oft niemand zuerst sprechen wollen, weil der erste Slot damals zu viel Kritik einlud und keine Möglichkeit zur Verteidigung bot. Brasilien hatte sich immer wieder erbarmt und den Anfang gemacht, so dass man Mitte der 50er-Jahre aus Dankbarkeit anbot, dass das Land fortan immer als Erstes sprechen dürfe.)

In seiner ersten UN-Rede seit 2019 teilte US-Präsident Donald Trump mit vielen Übertreibungen und Lügen ordentlich aus. Er leugnete, dass der Mensch schuld an schlimmen Klimafolgen ist, übertrieb seine eigenen Verdienste um beigelegte internationale Konflikte und sagte, dass freie Grenzen und Migration ein Ende haben müssten. Die taz (Öffnet in neuem Fenster) fasst die lautstarke Rede etwas kämpferischer zusammen, die Deutsche Welle (Öffnet in neuem Fenster) und ZDFheute (Öffnet in neuem Fenster) etwas vorsichtiger.

Am Rande des UN-Treffens äußerte sich Trump auch zum Ukraine-Krieg. Er glaube, dass das Land mit Hilfe Europas all seine Gebiete wieder zurückerobern könne und er befürworte den Abschuss russischer Flugzeuge bei Verletzung des Nato-Luftraums, sagte Trump. Was aus solchen Einlassungen am Ende wird, ist oft unklar, aber es fällt auf, dass Trump die öffentliche Unterstützung für den russischen Staatschef Wladimir Putin zurückfährt. Eine konkrete militärische US-Hilfe für die Ukraine kündigte er aber auch nicht an, gut möglich, dass sich Trump aus der internationalen Diplomatie zum Ukraine-Krieg zurückziehen will. Er wünsche allen Beteiligten alles Gute, sagte der US-Präsident. CNN (Öffnet in neuem Fenster) hat einen englischsprachigen Überblick zu dem Meinungsumschwung, eine deutschsprachige Zusammenfassung steht beim Tagesspiegel (Öffnet in neuem Fenster). In einer ersten Reaktion zeigte (Öffnet in neuem Fenster) sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selnskij überrascht und begrüßte die Äußerungen als „große Kehrtwende“.

Nationalrat: Waffengesetz und U-Ausschuss zu Pilnacek

Nach der Sommerpause tagt (Öffnet in neuem Fenster) heute erstmals wieder der Nationalrat. Auf der Agenda steht unter anderem der Beschluss des verschärften Waffengesetzes in Folge des Amoklaufs in Graz. Die Grünen haben angekündigt mit der Regierung zu stimmen, die FPÖ ist dagegen. „Wenn man wie nach dem schrecklichen Anschlag in der Steiermark mitbekommt, dass es für einen 18-Jährigen leichter ist, an eine Waffe zu kommen, als für einen Zehnjährigen, den Fahrradführerschein zu machen, dann muss man reagieren“, sagt SPÖ-Klubobmann Philip Kucher. Die Argumentation der FPÖ, dass die geplanten Änderungen eine Freiheitseinschränkung seien, bezeichnete Kucher als „extrem depperte Argumente“. 

Außerdem plant die FPÖ einen neuen Anlauf für einen Untersuchungsausschuss. Zunächst wollen die Blauen einen „zügigen“ U-Ausschusses zur Aufarbeitung der Causa Christian Pilnacek. Ein späterer Ausschuss soll die Corona-Politik zum Thema haben.

Ein Comeback im Nationalrat wird (Öffnet in neuem Fenster) der Seilbahnlobbyist und ÖVP-Politiker Franz Hörl feiern. Er rückt für die Ex-Ministerin Susanne Raab (ÖVP) nach, die wiederum Parteikollegen Michael Spindelegger als Chefin des Wiener Zentrums für Migrationspolitik (ICMPD) beerbte. Einen ausführlichen Überblick mit vielen weiteren Sitzungsthemen gibt es auf der Seite des Parlaments (Öffnet in neuem Fenster).

Neue Missbrauchsvorwürfe in den SOS Kinderdörfern Seekirchen und Imst

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine ehemaligen Mitarbeiter des SOS Kinderdorfes Seekirchen (Salzburg), der rund um das Jahr 2020 zwei minderjährige Mädchen mehrmals sexuell missbraucht haben soll. Die Salzburger Nachrichten (Öffnet in neuem Fenster) berichteten zuerst über den Fall. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Auch im Kinderdorf Imst (Tirol) soll es bis ins Jahr 2021 hinein, Gewalt, Demütigungen, Täter-Opfer-Umkehr und Freiheitsentzug gegeben haben. Eine Studie, die dem Falter (Öffnet in neuem Fenster) zugespielt wurde, spricht von einem „Klima der Angst“ . Im Mittelpunkt der Vorwürfen stehen der damalige Dorfleiter sowie seine rechte Hand, der pädagogische Leiter. „Zusammen erhielten sie ein autoritäres System aufrecht, in dem Einschüchterung und Machtmissbrauch den Alltag bestimmten“, schreibt der Falter. Besonders erschütternd: Die Chefs drängten ein Mädchen, das im Kinderdorf von einem Burschen vergewaltigt worden sein soll, dazu keine Anzeige zu erstatten und gaben dem Opfer die Schuld.

Die Vorwürfe waren der Leitung der SOS Kinderdörfer länger bekannt, als ursprünglich zugegeben, auf Hilferufe von Kindern und Mitarbeiterinnen wurde nicht reagiert. Auch die Behörden - sowohl in Kärnten als auch in Tirol - hätten früher eingreifen müssen und können. Bekannt wurde auch, dass die spendenfinanzierte Organisation seit 2012 an 30 ehemalige Kinderdorf-Kinder in Moosburg und Imst 395.000 Euro Entschädigungen ausbezahlte. 

Indes hat SOS Kinderdorf die Einsetzung einer Reformkomission unter dem Vorsitz von Irmgard Griss angekündigt (Öffnet in neuem Fenster).

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Die Spendenfalle

Eine Frau sammelt nach dem Grazer Amoklauf über 37.000 Euro für die Opfer – doch das Geld kommt dort nie an. Gemeinsam haben Datum und Profil recherchiert, wie Sanela G. mit einem abenteuerlichen Netz aus Lügen, neuen Identitäten und falschen Social-Media-Profilen Spenden für Hinterbliebene keilt, die aber mutmaßlich auf ihrem eigenen Konto landen. Doch bei diesem mutmaßlichen Betrug bleibt die Geschichte nicht stehen. Den Recherchen zufolge soll Sanela seit mindestens zehn Jahren vorgeben, Menschen in Not zu helfen, damit Spenden sammeln und in Wahrheit das Geld für sich behalten. Schon 2016 berichtete das Onlinemagazin Vice über Sanelas Masche.

https://datum.at/die-spendenfalle/ (Öffnet in neuem Fenster)https://www.profil.at/oesterreich/betruegerin-sanela-g-amoklauf-spenden-graz-spendengeld/403086846 (Öffnet in neuem Fenster)https://www.vice.com/de/article/die-falsche-tote/ (Öffnet in neuem Fenster)

Brandmauer Schule – Der Report

Zwei Jahre lang schlief seine Frau mit einem anderen. Hier erzählt Thorsten, warum er sie trotzdem nicht verlassen hat.

https://krautreporter.de/leben-und-lieben/5707-meine-frau-hatte-eine-affare-und-ich-liebe-sie-immer-noch (Öffnet in neuem Fenster)

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