Wenn von einer kurzen Untersuchung alles abhängt
Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!
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Hallo!
Stell dir mal vor, Du brauchst ganz dringend eine behördliche Bestätigung und Du erreichst beim Amt einfach niemanden. In den USA ist das momentan die Realität. Es herrscht nämlich Shutdown, das bedeutet, dass die Bundesverwaltung stillsteht, Bundesmuseen geschlossen sind und hunderttausende Beamt*innen nicht mehr oder unbezahlt arbeiten. Ausnahmen gibt es nur in systemrelevanten Bereichen, wie bei den Sozialleistungen oder dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm für Senior*innen.
Auch der Grenzschutz, die Polizei und die Flugsicherung sind weiterhin besetzt. Grund für den Shutdown ist, dass sich Republikaner und Demokraten im Senat nicht einig werden über ein Übergangsbudget, nun droht die Trump-Regierung mit Massenentlassungen.
Auch in der österreichischen Politik ist das Budget weiterhin ein relevantes Thema. Wie das Finanzministerium heute der EU mitteilte (Öffnet in neuem Fenster), dürfte das Defizitziel von 4,5 Prozent des BIP im Jahr 2025 halten. Doch der Schuldenstand soll um mindestens eine Milliarde gegenüber den Prognosen bei der Budgeterstellung angestiegen sein. Grund dafür seien vor allem gestiegene Ausgaben bei den Ländern und Gemeinden, der Bund sei gut auf Kurs, wird Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) zitiert. Bei den Daten handelt es sich um vorläufige Zahlen, ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt.

Außerdem geht es um den Tod von Affenforscherin Jane Goodall und die nach Gaza segelnden Schiffe, von denen ein Teil in der Nacht von der Israelischen Armee abgefangen wurde.

US-Regierung droht aufgrund von Shutdown mit Entlassungen von Beamt*innen
In einer gemeinsamen Pressekonferenz von Regierungssprecherin Karoline Leavitt mit Vizepräsident JD Vance, haben sie gestern angekündigt, dass Entlassungen von US-Beamt*innen aufgrund des Shutdowns unmittelbar bevorstehen. „Seien wir ehrlich: Wenn sich diese Sache weiter hinzieht, werden wir Leute entlassen müssen“, sagte Vance.
Orf.at (Öffnet in neuem Fenster) berichtet darüber, dass dieser „Shutdown“ wohl größer ausfallen werde, als der letzte im Jahr 2018, als der Kongress einige Finanzierungsgesetze verabschiedet hatte. Damals dauerte der Shutdown 35 Tage. Nun werde damit gerechnet, dass etwa 40 Prozent der Bundesbediensteten – rund 750.000 Menschen – vorübergehend beurlaubt werden, ein Teil davon möglicherweise sogar gekündigt.
Welche Folgen so ein Shutdown für die USA haben könnte, erklärt die Tagesschau (Öffnet in neuem Fenster). Im Hintergrund liegt ein Streit rund um das US-Budget. Die Trump-Regierung hat das US-Krankenversicherungssystem Obamacare zusammengekürzt, die Demokraten wollen mit ihrer Blockade nun eine Rücknahme dieser Kürzungen erzwingen. Für eine Verabschiedung der meisten Budget-Gesetze braucht es eine Mehrheit von 60 Stimmen im hundertköpfigen US-Senat. Den Republikanern fehlen demnach 7 Stimmen.

Zahlreiche Schiffe der „Gaza-Hilfsflotte“ von israelischem Militär abgefangen
Das israelische Militär hat in der Nacht auf Donnerstag mehrere Schiffe der sogenannten „Global Sumud Flotilla“ auf ihrem Weg nach Gaza abgefangen und die Aktivist*innen nach Israel gebracht. 44 Boote mit Personen aus über 200 Ländern wollen über das Mittelmeer den Gaza-Streifen erreichen, um „die israelische Blockade des Kriegsgebiets zu durchbrechen“ und Hilfsgüter in die abgeriegelte Region zu bringen. Hunderttausende Menschen sind dort von einer akuten Hungerkrise und anhaltenden Angriffen des israelischen Militärs bedroht.
Zahlreiche Videos in den Sozialen Medien zeigen bewaffnete israelische Soldat*innen, die auf die Schiffe der Flotte steigen und die Aktivist*innen einschüchtern. Israel hatte zuvor angekündigt, dass sie den Versuch, Gaza per Schiff zu erreichen, unterbinden werden. Die israelische Marine hatte nach Angaben der Organisator*innen bisher 21 von rund 45 Booten abgefangen. Bei weiteren zehn sei das anzunehmen, da der Kontakt zu ihnen abgebrochen sei, berichtet ORF.at (Öffnet in neuem Fenster) mit Verweis auf die Aktivist*innen. Der Flotilla Tracker (Öffnet in neuem Fenster) auf deren Webseite zeigt Stand Donnerstag 12 Uhr nur noch vier segelnde Schiffe an, eines davon im unmittelbaren Nahbereich der Küste Gazas.
Die Türkei verurteilt den Militär-Einsatz von Israel gegenüber der Flotte als (Öffnet in neuem Fenster)„Terror (Öffnet in neuem Fenster)“ und bewertet ihn als einen Verstoß gegen das Völkerrecht. Das spanische Außenministerium bestellte den israelischen Geschäftsträger ein. In zahlreichen Städten, darunter Berlin und Rom, kam es aufgrund der Aktion gestern noch zu großen Protesten. Die größte italienische Gewerkschaft ruft für Freitag zu einem Generalstreik auf. Der Guardian (Öffnet in neuem Fenster) berichtet in einem Liveticker.

Affenforscherin Jane Goodall ist tot
Die Forscherin Jane Goodall hat nie an einer Universität studiert und trotzdem unser Bild von Mensch und Tier revolutioniert. Bevor die Britin wilde Schimpansen in Afrika beobachtete, glaubte die Wissenschaft noch, dass nur Menschen einen Verstand haben und rational denken können. Goodall hat diesen Blick radikal verändert weil sie erkannte, dass Schimpansen genau wie Menschen individuelle Persönlichkeiten besitzen und auch Werkzeuge benutzen können. Ein Vierteljahrhundert lebte sie in einem Nationalpark in Tansania und baute dort eine Forschungsstation zu einem Camp aus, schreibt der Tagesspiegel (Öffnet in neuem Fenster). Nun ist die Forscherin im Alter von 91 Jahren gestorben.
Goodall setzte sich über Jahrzehnte weltweit für mehr Natur- und Klimaschutz ein und hielt noch wenige Tage vor ihrem Tod Vorträge. Sie war neben Diane Fossey (die zu Gorillas forschte und im Film „Gorillas im Nebel“ verewigt wurde) und Birute Galdikas (mit dem Fachgebiet Orang-Utans) eine von drei Frauen, die Langzeitstudien über Menschenaffen durchführten. Einen persönlichen Nachruf hat Theo Koll für ZDFheute (Öffnet in neuem Fenster) geschrieben.
Der SWR (Öffnet in neuem Fenster) hatte 2024 Goodall eine Folge der Serie „Mein Traum, meine Geschichte“ über Kinder gewidmet, die später weltberühmt wurden. Sie war 2024 auch zu Gast in der SRF (Öffnet in neuem Fenster)-Reihe „Sternstunden“ bei Barbara Bleisch. (Christian Fahrenbach)

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Wenn von einer kurzen Untersuchung alles abhängt
Untersuchungen bei Ärzt*innen sind für viele Menschen unangenehm. Aber stell dir vor, du musst dich einer Untersuchung unterziehen, von der abhängt, wie viel Unterstützung du bei der Bewältigung deines Alltags bekommst.
Für viele Menschen mit Behinderungen ist das Realität. Die Einstufungen für den Behinderungsgrad und die Pflegestufe passieren in Österreich strikt nach medizinischen Einschätzungen, die Lebensumstände und damit auch die tatsächlichen Barrieren im Alltag spielen keine Rolle. Die inklusive Redaktion andererseits (Öffnet in neuem Fenster) erzählt die Geschichte hinter dem Problem. Der Text liegt hinter einer Paywall, Mitglied zu werden lohnt sich!
https://www.andererseits.org/in-schubladen-gesteckt/ (Öffnet in neuem Fenster)
Israel verliert den Rückhalt der US-Bevölkerung
Nach jahrelangen Kämpfen und zehntausenden Toten ist weiter unklar, wie es in Gaza weitergeht. Mein Kollege Rico Grimm nutzt den von Benjamin Netanjahu und Donald Trump unterstützten Friedensvorschlag als Aufhänger für eine Analyse der aktuellen Sicherheit Israels.
Er glaubt, dass das Land zwar Fortschritte im Kampf gegen die Hamas mache, aber dafür den Rückhalt in der US-Bevölkerung verliere – warum das für Israel ein Problem ist, erklärt Rico hier.
https://krautreporter.de/politik-und-macht/6093-israel-besiegt-die-hamas-aber-verliert-die-us-bevolkerung (Öffnet in neuem Fenster)