Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!
Jeden Tag diskutieren wir in einer kurzen Morgenkonferenz, welche drei Themen heute die wichtigsten sind. Beim Hurrikan vor Jamaika und den Ereignissen im Sudan waren wir uns schnell einig. Länger diskutiert haben wir über den Fall der 55-jährigen Frau (Öffnet in neuem Fenster), die Mitte Oktober nach einem Aortaeinriss im Krankenhaus Rohrbach in Oberösterreich verstorben ist.
Unser Problem ist vor allem, dass zu wenig handfeste Informationen vorhanden sind. Die entscheidenden Fragen sind für uns im Moment nicht beantwortet: Wie viel Zeit ging durch die Suche nach einem Behandlungsplatz verloren? Hätte eine schnellere Versorgung ihr Leben retten können? Denn in keinem System der Welt gibt es unendlich viele Schockräume, Intensivbetten und Personal.
In der Berichterstattung der Kronen Zeitung zu diesem Fall stecken für mich Elemente des Kampagnenjournalismus. So berichtet das Boulevardblatt heute von einem weiteren Fall (Öffnet in neuem Fenster), beginnt den Bericht aber mit einer klaren Schlagseite: „Unsere Spitäler werden kaputtgespart, wie jetzt der nächste Fall zeigt.“ Als kritischer Journalist läuten hier meine imaginären Alarmglocken. Ich frage mich, ob hier die Fakten die Stoßrichtung bestimmen oder umgekehrt. Wir beobachten weiter.

Außerdem blicken wir heute im Nachrichtenteil auf die sich schnell ausbreitende Vogelgrippe in Deutschland und berichten über bereits dokumentierte Fälle in Österreich.

Karibik rüstet sich für Hurrikan „Melissa“
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometern pro Stunde und erwarteten Regenmengen von bis zu einem Meter (rund 1000 Liter pro Quadratmeter) zieht der Hurrikan „Melissa“ auf Jamaika zu – Expert*innen zufolge der stärkste Sturm des Jahres (Öffnet in neuem Fenster) und einer der heftigsten, die jemals die Karibik getroffen haben (Öffnet in neuem Fenster). Premierminister Andrew Holness ordnete Zwangsevakuierungen an und warnte, die Infrastruktur im Land könne einem Sturm dieser Stärke nicht standhalten. Bereits am Montagabend meldeten die Behörden drei Tote und 13 Verletzte, die sich bei Vorbereitungen auf den Hurrikan ereignet hatten, außerdem kamen mehrere Menschen in Haiti und der Dominikanischen Republik ums Leben.
Der Kategorie-5-Sturm, die höchste Stufe auf der sogenannten Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala, soll am Dienstagmorgen (Ortszeit) im Südwesten Jamaikas auf Land treffen, bevor er über Kuba und die Bahamas hinweg zieht. Meteorolog*innen rechnen mit einer bis zu vier Meter hohen Sturmflut, Erdrutschen und großflächigen Stromausfällen. In Kuba wurden bereits 900.000 Menschen evakuiert, während die Regierung angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage versucht, Kritik an mangelhafter Versorgung und Vorbereitung abzuwehren (Öffnet in neuem Fenster).
Forscher*innen machen die außergewöhnlich warmen Meeresoberflächen für die rasante Verstärkung des Sturms verantwortlich: Das Wasser in der Karibik ist demnach derzeit rund 1,4 Grad Celsius wärmer als üblich (Öffnet in neuem Fenster). Warme Ozeane wirken dabei wie Treibstoff – sie geben Energie und Wasserdampf an den Sturm ab, wodurch er stärker und gefährlicher wird. Diese zusätzliche Hitze ließ „Melissa“ innerhalb von 24 Stunden von einem Tropensturm zu einem Kategorie-5-Monster anwachsen – und sorgt zugleich dafür, dass er sich langsamer bewegt, dadurch länger über den Inseln bleibt und deshalb mehr Schaden anrichten kann. Für Jamaika, wo große Teile der Bevölkerung in flachen, niedrig gelegenen Küstenregionen leben und der Boden durch frühere Regenfälle bereits gesättigt ist, ist das Risiko für Überschwemmungen und Erdrutsche besonders hoch (Öffnet in neuem Fenster).
Während Behörden und Medien versuchen, vor der Gefahr zu warnen, kursieren in sozialen Netzwerken zahlreiche KI-generierte Fake-Videos, die den Sturm verharmlosen oder dramatisieren. Jamaikas Informationsministerin rief die Bevölkerung dazu auf (Öffnet in neuem Fenster), sich nur an offizielle Quellen zu halten.

Sudan: RSF-Miliz erobert letzte Großstadt in Darfur
Nach monatelanger Belagerung hat im Sudan die paramilitärische RSF-Miliz die Stadt Al-Faschir in der Region Darfur eingenommen – die letzte Großstadt, die bislang noch unter Kontrolle der sudanesischen Armee stand. Militärherrscher Abdel-Fattah al-Burhan bestätigte den Rückzug seiner Truppen (Öffnet in neuem Fenster) und kündigte an, „Rache zu nehmen, bis das Land gereinigt ist“. In der Stadt mit rund 300.000 Einwohner:innen berichten Helfer*innen von Massakern, Plünderungen und willkürlichen Tötungen. Das Sudan Doctor Network sprach dem RND zufolge (Öffnet in neuem Fenster) von einem „grausamen Massaker“, während die sudanesische Ärztevereinigung Al-Faschir ein „brutales Schlachtfeld“ nannte. Das deutsche Außenministerium spricht in einem Statement (Öffnet in neuem Fenster) auf X davon, dass wahllos Zivilist*innen getötet werden und fordert: „Das muss aufhören. [..] Die RSF wird sich für diese Taten verantworten müssen.“
Die RSF, hervorgegangen aus den arabischen Dschandschawid-Milizen, wird seit Jahren schwerer Kriegsverbrechen und ethnischer Säuberungen in Darfur beschuldigt. Mit der Einnahme von Al-Faschir kontrolliert sie nun fast die gesamte Region – ein Wendepunkt im Bürgerkrieg, der seit April 2023 zwischen al-Burhans Armee und den RSF-Truppen von Mohamed Hamdan Daglo („Hemedti“) tobt. Internationale Beobachter befürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes in zwei Machtzonen (Öffnet in neuem Fenster).
Nach Angaben der UN sind im Sudan inzwischen mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Flucht, rund 26 Millionen – die Hälfte der Bevölkerung – vom Hunger bedroht. Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und das International Rescue Committee warnen, die Region stehe vor einer humanitären Katastrophe, während Zivilist*innen zwischen den Fronten gefangen seien, nachzulesen beim RND (Öffnet in neuem Fenster). UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „schrecklichen Eskalation“ (Öffnet in neuem Fenster) und warnte, dass ausländische Waffenlieferungen und Einmischung – etwa durch die Vereinigten Arabischen Emirate – jede Friedenslösung erschweren würden.

Vogelgrippe breitet sich stark aus
Etliche deutsche Bundesländer bestätigen Vogelgrippe-Fälle; besonders hart betroffen sind Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im Nordosten der Bundesrepublik. Im Vogelschutzgebiet Linumer Teichland in Brandenburg wurden bisher mehr als 1.850 verendete Kraniche geborgen (Öffnet in neuem Fenster). Bereits mehr als 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten mussten in Mastbetrieben gekeult und fachgerecht entsorgt werden (Öffnet in neuem Fenster).
Bei der Vogelgrippe (Aviäre Influenza) handelt es sich um eine Viruserkrankung, die für Menschen relativ ungefährlich ist, sich unter Vögeln aber rasant verbreitet und innerhalb von Tagen zum Tod führt.
Die hochansteckende Geflügelpest H5N1 wird vor allem von Wildvögeln verbreitet. Da die Zugvögel im Herbst gerade auf dem Weg Richtung Süden sind, ist auch eine Verbreitung nach Österreich zu befürchten. Wie der ORF (Öffnet in neuem Fenster) letzte Woche berichtete, rasten derzeit über 5.000 Kraniche auf dem Weg Richtung Süden im burgenländischen Seewinkel.
In Österreich sind die Landwirt*innen daher in Alarmbereitschaft, eine Stallpflicht für Mastgeflügel wird diskutiert. „Mir ist durchaus bewusst, dass die Einführung einer Stallpflicht sehr sensibel ist. Aber wenn man aus der Geschichte lernt, dann wäre es, glaube ich, sinnvoll, hier rasch zu reagieren“, sagt ein Bauer im Morgenjournal (Öffnet in neuem Fenster) auf Ö1, dessen Betrieb im Vorjahr von Vogelgrippe betroffen war.
Das Gesundheitsministerium beruhigt: Die Situation ist nicht mit Deutschland vergleichbar, die Lage wird beobachtet. In Österreich wurden im September und Oktober insgesamt neun tote Wildvögel mit H5N1 entdeckt (Öffnet in neuem Fenster) – der Großteil im Bezirk Feldkirchen in Kärnten. Mit der Herbstmigration sei laut Ministerium (Öffnet in neuem Fenster) mit weiteren Ausbrüchen zu rechnen.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Mehrsprachigkeit als Problem
„Im vergangenen Schuljahr haben in Wien mehr als 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch gehabt. Das zeigen die heute veröffentlichten Zahlen des Integrationsfonds. Wiener ÖVP und FPÖ kritisieren die Stadtregierung und fordern strengere Maßnahmen.“
Diese Meldung lief so am Sonntag in den Radio-Wien-Nachrichten (Öffnet in neuem Fenster). Worin das Problem von Sprachenvielfalt bestehen soll, wird nicht mal erwähnt. Die „strengeren Maßnahmen“ sind komplett nebulös – als ob die Politik tatsächlich Einfluss darauf nehmen könnte, welche Sprache man zu Hause spricht. (Ich selbst habe sechs Jahre in Berlin gelebt und kann versichern: Ich habe trotzdem nicht „ne“ gesagt.)
Nicht nur ich habe mich über die Berichterstattung zur ÖIF-Statistik gewundert. Johannes Huber hat in seinem Blog „Die Substanz“ analysiert, wie der Integrationsfonds Zahlen der Statistik Austria an einem nachrichtenarmen Sonntag zur schlechten Nachricht aufbläst. Und das Schlimmste: von ORF bis Standard, von Heute bis Kleine Zeitung übernehmen fast alle Medien die Null-Meldung.
https://diesubstanz.at/gesellschaft/auslaender-als-problem/ (Öffnet in neuem Fenster)
Wie es Argentinien unter Milei wirklich geht, verständlich erklärt
In Deutschland blicken viele Linke vor allem auf die negativen Folgen von Javier Mileis Politik. Und ignorieren manchmal, in welchen Bereichen der argentinische Präsident auch Erfolg hatte.

The Entire History of Football, explained
The Athletic hat vor ein paar Jahren den Sportjournalismus neu erfunden und verbindet klassische Elemente des narrativen Magazinjournalismus mit Sportberichterstattung. Ich gebe zu, ich bin ein Fan. Jetzt hat das Magazin eine mehrteilige Youtube-Doku veröffentlicht, die die Geschichte des Fußballs erklärt. Episode 6 widmet sich Matthias Sindelar, dem österreichischen Wunderteam und der Frage, warum der österreichische, ungarische und tschechische Fußball damals der Weltbeste war.
https://www.youtube.com/watch?v=upGOYKVM83M&list=PLWYJXDKS21OF7cYiMRBvRLZqy11uFDLf_&index=6 (Öffnet in neuem Fenster)Hofft, keinem toten Vogel zu begegnen:
Dominik