Es ist NICHT Black Friday

Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!

Heute ist noch NICHT Black Friday. Und trotzdem sind die Medien und das Internet bereits eine Woche davor voll damit. Black-Week, Black-Friday-Week, Cyber-Monday – der Startschuss für den Weihnachtseinkaufs-Konsumrausch ist gefallen. Die aus den USA stammenden Aktionstage bringen massive Preisstürze in vielen Produktsparten mit sich, gleichzeitig lassen sich viele Konsument*innen dadurch auch zu Impulskäufen hinreißen – im Handel klingeln die Kassen. 

Kein Impulskauf war hingegen wohl die Ersteigerung eines Werkes (Öffnet in neuem Fenster) der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo: „El sueno (La cama)“ ist heute in New York für schlappe 54,7 Millionen US-Dollar (rund 48 Mio. Euro) an einen bisher unbekannten Bieter versteigert worden. Es wurde damit zum teuersten, je bei einer Auktion verkauften Werk einer Frau. Dieses Editorial widme ich hiermit der wunderbaren Absurdität des Marktes.

Außerdem geht es heute um die Weltklimakonferenz, den umstrittenen Ausbau von Sonderschulen in Österreich und eine Anzeige gegen Serbiens Präsidenten Vučić.

COP30: Schwierige Verhandlungen über Abschlusserklärung gehen nach Brand weiter

Was für ein Symbol – bei der diesjährigen Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien, ist gestern in einem Zelt im Eingangsbereich ein Feuer ausgebrochen. Das Gelände musste evakuiert werden, 13 Personen mussten wegen Rauchgasvergiftungen behandelt werden, der Brand wurde schnell unter Kontrolle gebracht. Die Ursache ist unklar, es gebe jedoch Hinweise auf technische Mängel (Öffnet in neuem Fenster), hieß es gestern. 

Unterdessen gehen die Verhandlungen rund um eine gemeinsame Abschlusserklärung weiter. Eigentlich hätte die Konferenz bereits heute Abend zu Ende gehen sollen, eine Verlängerung um Stunden oder Tage wie in den letzten Jahren scheint aktuell wahrscheinlich. 
30 Staaten, darunter Kolumbien, Deutschland und Frankreich, fordern heute in einem Brief an den COP-Präsidenten (Öffnet in neuem Fenster) eine Anpassung des bisher vorliegenden Entwurfs für die Abschlusserklärung, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Darin kommen fossile Energiequellen, bzw. ein verpflichtender Fahrplan zum Ausstieg, gar nicht mehr vor – was einem Super-GAU für wirksamen Klimaschutz gleicht. Denn: „In seiner jetzigen Form erfülle der Vorschlag nicht einmal die Minimalbedingungen für ein glaubwürdiges Ergebnis der COP“, heißt es in dem Brief.

Anzeige gegen Serbiens Präsident wegen möglicher Beteiligung an „Sarajevo-Safari-Affäre“ im Bosnienkrieg

Es ist eine Geschichte, die so absurd wie abscheulich ist, dass man sie kaum glauben möchte. Recherchen des italienischen Investigativjournalisten Ezio Gavazzeni beleuchten einen Horror, der sich während des Bosnienkriegs von 1993 bis 1995 in Sarajevo abgespielt haben soll. Sogenannte Kriegstouristen aus Italien und anderen Ländern sollen für viel Geld und mit der Unterstützung von bosnisch-serbischen Truppen auf die Hügel rund um Sarajevo gebracht worden sein, um dort mit Scharfschützen-Gewehren auf Zivilist*innen zu schießen. So lauten die Vorwürfe in der Strafanzeige, die bei Italiens Staatsanwaltschaft eingebracht wurde. 

Nun holt die Affäre auch die aktuelle Politik ein. Gestern wurde bekannt, dass auch ein kroatischer Journalist Strafanzeige bei der italienischen Staatsanwaltschaft eingebracht hat. Darin wird Serbiens amtierenden Präsidenten Aleksandar Vučić Beteiligung an diesem sogenannten „Sniper-Tourismus“ vorgeworfen. Vučić soll laut dem auf Social Media veröffentlichten Beweismaterial als freiwilliger Soldat auf dem militärischen Stützpunkt in Sarajevo anwesend gewesen sein, von wo aus Scharfschützen auf bosnische Zivilist*innen geschossen haben sollen, berichtet der Standard (Öffnet in neuem Fenster).

Was wirklich dran ist an diesen Vorwürfen, werden erst die Ermittlungen der italienischen Behörden zeigen. 

Anhaltende Kritik an Trend zu Sonderschulen in Österreich

Eigentlich ist die Sache eindeutig, für eine wirklich inklusive Gesellschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung gleichgestellt leben können, ist ein inklusives Schulsystem essenziell. Deshalb ist der Bereich Bildung auch ein wichtiger Teil der UN-Behindertenrechtskonvention (UNBRK), die 2008 von Österreich ratifiziert wurde. Und trotzdem gibt es in Österreich immer noch separierte Schulen für Kinder mit Behinderungen. 

Aktuell gibt es sogar eine Tendenz hin zu mehr Sonderschulen, was bei Expert*innen auf massive Kritik stößt. So kritisiert etwa der Unabhängige Monitoringausschuss (Öffnet in neuem Fenster), der die Umsetzung der UNBRK kontrollieren soll, den Plan der oberösterreichischen Landesregierung, zwei neue Sonderschulen zu errichten, massiv. Auch Österreichs Behindertenanwältin Christine Steger sieht in den Plänen ein „fatales Signal“, zitiert sie der Standard (Öffnet in neuem Fenster): „Wenn wir Kindern mit Behinderungen eigene Schulen bauen, sagen wir ihnen: Euer Platz ist nicht in der Mitte dieser Gesellschaft.“

Gestern äußerte (Öffnet in neuem Fenster) sich dann auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) im Nationalrat zum Thema. Er sieht aufgrund der Kompetenzverteilung seine Hände gebunden, die Zuständigkeit dafür liege bei den Bundesländern. Den Bau neuer Sonderschulen bezeichnet er als „problematisch und als Bruch mit den Werten von UN-Konventionen, denen wir verpflichtet sind“. Die Grünen wollten das nicht gelten lassen und forderten ihn in einer Aussendung auf, „tätig zu werden und per Erlass diese Praxis, die Kinder aussortiert, weitgehend zu unterbinden“.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Alle Konten offengelegt: Wiener Forscher*innen decken Sicherheitslücke bei Whatsapp auf

Ein Team der Uni Wien und von SBA Research konnte das gesamte Whatsapp-Verzeichnis abgreifen und hatte damit kurzzeitig Zugriff auf die Daten von 3,5 Milliarden Nutzer*innen weltweit. Telefonnummern, Profilbilder und Info-Felder – all das konnte von Wiener Forscher*innen ganz einfach per Scraping offengelegt werden. Das Brisante: Den Wissenschaftler*innen zufolge hat Whatsapp-Mutter Meta ein Jahr lang nicht auf ihre Hinweise zur riesigen Sicherheitslücke reagiert. Heise.de (Öffnet in neuem Fenster) hat den Fall sehr detailliert aufgeschrieben und erklärt die Hintergründe. 

Städte sind Natur – wir müssen sie nur kennenlernen

KI kann die Welt nicht riechen. Robert Macfarlane weiß, wie echte Naturerfahrung geht. Ein Vorschlag: Verabrede dich mit einem Fluss wie mit einem Freund.

Europas Maschinen für Putins Krieg

Um Kriegsmaterial herzustellen, braucht es hochwertige Präzisionsmaschinen. Und für den russischen Angriffskrieg wurden diese Maschinen in vielen Fällen aus Europa nach Russland exportiert, wie eine aktuelle Recherche von Correctiv.Europe zeigt. Trotz Sanktionen profitieren europäische Unternehmen von der Zusammenarbeit mit russischen Firmen. 

https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2025/11/19/trotz-sanktionen-europas-maschinen-fuer-putins-krieg/ (Öffnet in neuem Fenster)

Nimmt sich vor, jetzt endlich auf Signal umzusteigen:

Emil