Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!
Es ist das Comeback des Jahres. Elch Emil ist wieder in aller Munde. Nämlich wirklich. „Elch Emil“ ist das österreichische Wort des Jahres 2025. Gekürt von der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) auf Basis eine Online-Abstimmung (Öffnet in neuem Fenster).
Emil hat sich zu Recht gegenüber dem „Veggie Würstl“ und der „Zuckerkoalition“ durchgesetzt, wie ich finde. Das Unwort des Jahres liefert einen Hinweis auf die inflationsgeplagte Bevölkerung, statt richtiger Preissenkungen bekommen wir von den großen Supermarktketten nämlich nur „Rabattpickerl“. Zum Jugendwort wurde mit großem Abstand „six seven“ gewählt. In meinen Augen ist das auf einer Ebene mit Pudding essen mit der Gen Z, wenn du verstehst? Der Spruch des Jahres lautet „Nur wer innerlich brennt, kann leuchten.“ Vielleicht hat mein andauernder Husten also doch etwas Gutes. Und den Unspruch des Jahres will ich an dieser Stelle nicht wiedergeben, es sei nur so viel gesagt, wenn Herbert Kickl sich selbst innerhalb von Klostermauern verstecken würde, blieb uns vieles erspart.
Heute habe ich mich mal satirisch ausgetobt im Editorial, jetzt geht’s aber weiter mit den wichtigen Nachrichten.

Es geht um Bürokratie-Abbau, eine Recherchekooperation über das Assad-Regime und schulische Kritik an den Deutschförderklassen

Regierung legt erstes „Entbürokratisierungspaket“ vor
Mit der Bürokratie ist es so eine Sache. Auf der einen Seite ist eine funktionierende Verwaltung das Herzstück einer funktionierenden Gesellschaft, auf der anderen Seite kann es dabei auch mal vorkommen, dass es zu viele, manchmal sogar unnötige, Regeln und Vorschriften gibt. Mit einem eigenen „Entbürokratisierungsstaatssekretär“ in Gestalt des umstrittenen Sepp Schellhorn (NEOS) erhofft sich die aktuelle Regierung dem Problem Einhalt zu gebieten. Jetzt liegen die ersten 113 Maßnahmen vor.
Darunter finden sich Punkte wie die Beschleunigung von UVP-Verfahren, die Abschaffung von einigen Berichts- und Meldepflichten und der Ausbau der Digitalisierung in der Verwaltung. Zudem soll es zukünftig Erleichterungen bei der Errichtung von PV-Anlagen und E-Ladestationen geben und ein digitales Gästeblatt für Hotelbetriebe soll eingeführt werden. Für die österreichischen Autofahrer*innen sind vor allem längere Intervalle bei der Pickerlprüfung relevant, die eine Entlastung darstellen sollen.
Einen Überblick über alle Maßnahmen gibt es beim Kurier (Öffnet in neuem Fenster). Der Standard (Öffnet in neuem Fenster) ordnet die Pläne ein, für den Journalisten Georg Renner ist das Paket im Datum-Newsletter sogar Vorschusslorbeeren wert (Öffnet in neuem Fenster). Eine kritische Beurteilung von Deregulierungen gibt es auch beim Standard (Öffnet in neuem Fenster). Schellhorn stand gestern in der ZIB2 (Öffnet in neuem Fenster) Armin Wolf Rede und Antwort und verteidigte seine Arbeit.

„Damascus Dossier“: Die Gräueltaten des Assad-Regimes investigativ aufgearbeitet
Eine internationale Recherchekooperation mit österreichischer Beteiligung von ORF und Profil hat die Grauensherrschaft des syrischen Langzeitdikators Bashar al-Assad unter die Lupe genommen. Dabei wurden auf Basis von tausenden Dokumenten die Funktionsweise der Folter- und Tötungsmaschinerie des Regimes akribisch nachgezeichnet und die Folgen für Angehörige bis heute sowie die fehlende Aufarbeitung der Übergangsregierung aufgezeigt.
Das sogenannte „Damascus Dossier“ enthält über 130.000 Dokumente des ehemaligen syrischen Geheimdienstes aus einer Zeitspanne von drei Jahrzehnten. Dazu kommen 70.000 Akten und Fotos, damit wurden Folter und den Tod von Oppositionellen präzise für die Bürokratie dokumentiert. Der ORF (Öffnet in neuem Fenster) berichtet heute ausführlich. Im Profil (Öffnet in neuem Fenster) wird auch eine Verbindung nach Österreich angedeutet und eine Wiener Anklage gegen einen syrischen Ex-General erwähnt.

Deutschförderklassen: Für viele Schulen nicht ideal
Bereits bei der Einführung durch die türkis-blaue Regierung 2018 waren die Deutschförderklassen umstritten, nächstes Jahr soll die Regelung aufgeweicht werden, damit Schulen autonom darüber entscheiden können. Eine große, nicht repräsentative Studie der Universität Wien zeigt jetzt, dass Deutschförderklassen von vielen Schulen tatsächlich als nicht ideal angesehen werden.
An den Schulen würde man sich im Durchschnitt nur acht bis zehn Stunden in separaten Förderklassen wünschen, zeigt eine gestern vorgestellte, nicht repräsentative Onlinebefragung von 413 Schulleitungen und 687 Lehrkräften durch die Universität Wien. Als am sinnvollsten werden Mischformen angesehen, berichtet orf.at (Öffnet in neuem Fenster).
Auch für Schüler*innen sei das System eine Belastung, zeigt eine weitere Studie an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Niederösterreich. Die dafür befragten 79 Zehn- bis 15-Jährigen fühlten sich gegenüber ihren Mitschüler*innen in der Regelklasse oft unterlegen.

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Probleme im Erwachsenenschutz
Es gibt in Österreich über 70.000 Menschen, die eine sogenannte Erwachsenenvertretung haben. Erwachsenenvertreter*innen treffen (lebens-)wichtige Entscheidungen für Menschen, die selbst aufgrund einer psychischen Erkrankung oder Behinderung nicht mehr vollständig dazu in der Lage sind. Aber das System funktioniert für viele nicht. Das investigative Medium DOSSIER hat sein neues Magazin dem Thema gewidmet und verschiedene Problemfelder und Mängel identifiziert.
https://www.dossier.at/dossiers/erwachsenenschutz/die-vertretenen/ (Öffnet in neuem Fenster)
Hilft gemeinsames Essen gegen die großen Konflikte unserer Zeit
Die Historikerin Mirjam Zadoff sagt, wir sollten öfter zusammen in einem Raum sitzen und Dinge tun, die nichts mit Politik zu tun haben.
https://krautreporter.de/politik-und-macht/6149-hilft-gemeinsames-essen-gegen-die-grossen-konflikte-unserer-zeit (Öffnet in neuem Fenster)
Wie einmal ein Student in einer steinernen Vulva feststeckte
Das Fundstück heute ist bereits elf Jahre alt, aber es wurde mir gestern noch einmal auf Bluesky in die Timeline gespült und ist einfach zu herrlich. Vor dem Institut für Mikrobiologie und Virologie der Universität in Tübingen steht die Skulptur „Pi-Chacan“. 32 Tonnen Veroneser Marmor, gehauen in Form einer riesigen Vagina. Im Jahr 2014 hat ein US-amerikanischer Gaststudent sich in diesem überlebensgroßen Geschlechtsteil verirrt – er steckte fest. Die Polizei wurde gerufen („Eine Person ist in einer Stein-Vulva eingeklemmt.“) und musste dem Mann helfen. Wie die Süddeutsche Zeitung (Öffnet in neuem Fenster) seinerzeit schrieb: „Etwa 15 umstehende Personen, mutmaßlich alles fachkundige Mikrobiologen und Virologen, konnten nicht helfen.“
Die Geschichte schaffte es seinerzeit mit den entsprechenden Fotos bis ins Heimatland des Studenten bei NBC News (Öffnet in neuem Fenster). (Christian Fahrenbach)
https://www.nbcnews.com/news/world/american-student-ends-trapped-giant-vagina-sculpture-n138311? (Öffnet in neuem Fenster)Freut sich, dass er noch ein letztes Mal über Elch Emil schreiben konnte:
Emil