Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!

Hallo!
Auch wenn der Novembernebel gerade vor meinem Fenster heraufzieht und ich jahreszeitenkonform vor mich hinschnupfe – in den kommenden Tagen soll (Öffnet in neuem Fenster) es in Österreich bis zu 20 Grad bekommen. „Ein Hauch von Frühling im November“, titelt orf.at. Das klingt nett, soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Oktober, der in Österreich als eher kühl galt, global der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die Klimakrise bleibt ein Dauergast in diesem Newsletter. Mehr im Nachrichtenteil.

Außerdem: Aktuelle Zahlen zur Sozialhilfe in Österreich und 2.000 Jahre Haft für türkischen Oppositionellen gefordert.

Indigene Aktivist*innen dringen ins Gelände der COP30 ein
Gestern Abend drangen indigene Aktivist*innen nach einem friedlichen Protestmarsch in das gesicherte Gelände der UN-Klimakonferenz in Brasilien ein. Sie brachen eine Tür auf, wie Videos südamerikanischer Medien zeigen. Es kam zum Gerangel mit Sicherheitsleuten. Zwei davon wurden leicht verletzt, so ein UN-Sprecher. Die Lage ist mittlerweile wieder ruhig.
Die Aktivist*innen wollten auf die Tötung von Umweltschützer*innen aufmerksam machen, berichtet (Öffnet in neuem Fenster) der Standard. Die Eskalation hat sich schon lange angekündigt, sagt eine anonyme Lokaljournalistin vor Ort. Denn in Brasilien werden immer wieder Umweltschützer*innen getötet. „Es gibt diesen Schmerz schon seit langer Zeit“, wird sie zitiert. Außerdem protestierten sie gegen die Zerstörung des Regenwalds durch die Öl-, Mineral- und Holzindustrie und fordern mehr Mitsprache.
Vertreter*innen indigener Gruppen nehmen auch an der Konferenz selbst teil. Sie setzen sich gegen die Abholzung des Regenwalds und gegen Umweltzerstörung ein. Viele sind von den Folgen der Klimakrise besonders bedroht.
Die Organisator*innen des vorhergehenden Protestmarsches distanzierten sich von der Gruppe der Protestierenden, die auf das Gelände drang. Die UN-Klimakonferenz findet erstmals seit Jahren in einem demokratischen Rechtsstaat statt. Deswegen sind auch Demos, Proteste und Kundgebungen außerhalb des Veranstaltungsortes möglich. Am Wochenende sind weitere Proteste geplant, außerdem weltweite Klimastreiks.

Immer mehr Menschen in Österreich beziehen Sozialhilfe
Allerdings immer noch nicht so viele, dass sich der Boulevard darüber aufregen muss. Dennoch sind die Ausgaben für Sozialhilfe im vergangenen Jahr gestiegen. Das verkündete Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) in einem Hintergrundgespräch zur Sozialhilfestatistik 2024, berichtet (Öffnet in neuem Fenster) der Standard. Rund 1,3 Milliarden Euro gab Österreich 2024 für Sozialhilfe aus, 1,1 Milliarden waren es 2023.
Das liegt an der Inflation, aber auch an der gestiegenen Zahl der Sozialhilfeempfänger*innen – etwa 8.800 mehr. Viele Personen, die Sozialhilfe empfangen, sind auch als arbeitssuchend beim AMS gemeldet. Einsparungen bei der Sozialhilfe würden dem österreichischen Budgetdefizit nicht helfen, so Schumann.

Anklage fordert mehr als 2.000 Jahre Haft für türkischen Oppositionellen
Seit acht Monaten sitzt der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu in Untersuchungshaft. Der Oppositionspolitiker bedroht die Macht von Präsident Recep Tayyip Erdoğan wie kein Zweiter, was nahezu sicher ein Grund für das harsche Vorgehen des Staats gegen ihn ist. Gestern hat der Staatssender TRT berichtet, dass nun die Staatsanwaltschaft bis zu 2.430 Jahre Haft für ihn gefordert hat. Zunächst war von 2.352 berichtet worden, schreibt die Tagesschau (Öffnet in neuem Fenster).
Die Anklage wirft İmamoğlu unter anderem Gründung und Leitung einer kriminellen Vereinigung, Bestechung und Geldwäsche vor. Anwälte seiner Partei CHP bezeichneten die Vorwürfe dem Spiegel (Öffnet in neuem Fenster) gegenüber als „inszeniert“. (Christian Fahrenbach)

Hier empfehlen wir dir jeden Tag ein Recherchestück eines unabhängigen, kleinen Mediums aus Österreich, den aktuellen Krautreporter-Text und unser Fundstück des Tages. Viel Spaß!

Wenn Sex zur Qual wird: Vaginismus
„Für mich war klar: Sex ist das Einfachste der Welt, das klappt bei jedem“, erzählt eine von Vaginismus betroffene junge Frau auf zimt.at (Öffnet in neuem Fenster). Und weiter: Wenn man es nicht schafft, ist man deshalb selbst schuld. Vaginismus ist die unwillkürliche Verspannung oder Verkrampfung der Vaginal- und Beckenbodenmuskulatur, die das Einführen von Tampons, gynäkologischen Instrumenten, Fingern oder eines Penis schmerzhaft bis unmöglich macht.
Betroffene haben deswegen oft Schuld- und Schamgefühle und fühlen sich einsam. Das hat auch viel mit weit verbreiteten, aber falschen anatomischen Vorstellungen (Stichwort: „Jungfernhäutchen“ (Öffnet in neuem Fenster)) und konventionellen Vorstellungen von Sex und Reproduktion zu tun. Mehr dazu in der ausführlichen Recherche von Patricia Kornfeld.
https://zimtmagazin.at/recherchen/wenn-sex-zur-qual-wird-vaginismus/ (Öffnet in neuem Fenster)
Unterkuschelt: Was fehlt, wenn uns niemand berührt
Der freie Autor und Journalist Roland Rödermund dachte immer: Kuscheln ist etwas für Pärchen, Kinder und Esos. Dann landete er in einem Matratzenlager mit Fremden. Und plötzlich weinte ein Mann an seiner Schulter.
https://krautreporter.de/psyche-und-gesundheit/5823-unterkuschelt-was-fehlt-wenn-uns-niemand-beruhrt#lesen (Öffnet in neuem Fenster)
Österreichs Medien fliegen mit Kurz nach Israel
Ex-Kanzler Sebastian Kurz war in Israel und eigentlich ist das ziemlich egal. Trotzdem berichteten unter anderem Krone, Presse, OE24 und der Kurier. Warum das so ist und wie sich Kurz als erfolgreicher Unternehmer inszeniert, erklärt das Moment Magazin in einem Instagram-Posting.
https://www.instagram.com/p/DQ6t4n7Ebke/?img_index=1 (Öffnet in neuem Fenster)Kann sich den Unterschied zwischen 1,3 Milliarden und 1,1 Milliarden nicht einmal vorstellen:
Anna